Testudo hermanni Boettgeri

Die östliche Unterart der Griechischen Landschildkröte ist die wohl am häufigsten gehaltene Landschildkrötenart Europas. Kein Wunder, da diese Tiere in den 60er Jahren in großer Stückzahl aus den Habitaten, meistens aus dem ehemaligen Jugoslawien, eingeführt wurden und für gerade mal 5 DM in den hiesigen Zoohandlungen verkauft wurden.
Da zu dieser Zeit leider sehr wenig über die Haltung dieser Tiere bekannt war, verendeten diese oftmals nach kurzer Zeit, was nicht schlimm war, da man ja günstig wieder Ersatz bekam.
Diese massenhafte Absammlung der Tiere war wohl ein Grund dafür, dass die Art heute unter Schutz steht und seit den späten 80er Jahren Meldepflichtig ist. Leider ist damit der Bestandsdezimierung nur bedingt entgegengewirkt worden, da in den Herkunftsländern die Tiere noch heute als Schädlinge oft von Bauern bewusst getötet werden bzw. durch die intensive Abweidung durch Nutztierherden immer mehr an Lebensraum verlieren.

Bedauerlicherweise machte man sich bei dieser Art nie Gedanken um die Herkunft, wie etwa bei Testudo hermanni hermanni, sodass man heute selten reinerbige Tiere aus der Zucht findet, soferndie Tiere nicht gerade vor 40 Jahren bewusst von Eltern/Großeltern eingeführt wurden. Dabei ist es genetisch nachzuweisen, dass es bei Testudo hermanni boettgeri mehr Haplotypen gibt (15) als etwa bei Testudo hermanni hermanni (7) ,und auch morphologisch weist diese Unterart meiner Meinung nach mehr Varietät auf als ihre westlichen Verwandten, was auch durch das wesentlich größere Verbreitungsgebiet bedingt ist. 

Altes Weibchen von Testudo hermanni boettgeri. Bei älteren Tieren, die vor dem Artenschutzabkommen in den 80er Jahren in Privatbesitz gelangt sind, findet man oft "Spuren" dieses ehemals wilden Lebens. Dieses Tier konnte scheinbar einem Waldbrand entkommen, was an den Verbrennungen auf dem 2. und 3. Wirbelschild gut zu erkennen ist.

Eigene, 2-jährige Nachzucht. An den Schildrändern sind die einzelnen Wachstumsphasen seit dem Schlupf durch "Wachstumsringe" zu erkennen.

Sehr altes Männchen aus Mazedonien. Typisch für diese Lokalform ist der extrem helle, fast zeichnungslose Panzer.
Dies entspricht der natürlichen Färbung, es handelt sich nicht um Leucismus oder Albinismus.

Auch der Plastron des Tieres ist beinahe unpigmentiert. Der kräftige Schwanz und die weit ausladenden Afterschilde lassen keinen Zweifel am Geschlecht aufkommen. Bei diesem Männchen ist die Naht zwischen den Brustschilde (untypisch) kürzer als zwischen den Hüftschilden.

Carapaxansicht eines Weibchen vom Peloponnes (Loutra Killinis).
Auffällig sind der gelbe Kopf, sowie die markanten Zeichnungselemente und der kräftige gelbe Farbton.

Unterbrochene Bänder auf dem Bauchpanzer kennzeichnen die östliche Unterart, wobei es auch hier Ausnahmen gibt. Der längliche, fast zylinderförmige Körperbau dieses Tieres ist hier sehr auffällig.

Altes Weibchen aus Albanien. Was dieses Tier alles erlebt hat, kann man anhand der Spuren auf dem Panzer nur erahnen. Der Ästhetik schadet dies aber keinesfalls. Damals kamen viele Landschildkröten als Urlaubsouvenirs nach Deutschland. Die wenigen, die den Umzug überlebt haben, sind heute zumeist weit über 40 Jahre.

Die Bänder bei diesem Weibchen sind fast durchgängig schwarz und erinnern eher an Testudo hermanni hermanni, als an die östliche Unterart. Bei weiblichen Tieren sind die Analschilde weniger ausladend, als bei Männchen, und "herzförmig" eingekerbt.

Das Weibchen "Liesel", seit über 50 Jahren in Familienbesitz. Damals als juveniles Tier für 5 Deutsche Mark im Zooladen gekauft, ist sie heute mit über 2,5kg das größte Weibchen von Testudo hermanni. Dass sie jahrzehntelang nicht immer optimal gehalten wurde und dennoch ein bis heute sehr hohes Alter erreicht hat, spricht für die Robustheit dieser Tiere.

Die schwarze Bänderung ist lediglich als einzelne, schwarze Flecken erkennbar. Der extrem glatte Panzer spricht für das hohe Alter des Tieres. Zu erkennen ist der kurze, kräftige Schwanz und der Arttypische Hornnagel am Ende.

Ältere, etwa 4-jährige Nachzucht. In den ersten Jahren kann man das Wachstum gut an den Schildrändern nachvollziehen, mit zunehmendem Alter verschwinden diese. Bei Tieren dieser Unterart fehlt die für Testudo hermanni hermanni typische Schlüssellochzeichnung i.d.R..

Plastronansicht des selben Tieres. Bei Testudo hermanni boettgeri sind die Bänder auf dem Bauchpanzer in der Regel unterbrochen und weniger ausgeprägt, als bei der westlichen Unterart. Gut zu erkennen ist der ausgeprägte Hornnagel dieses vermeintlichen Männchens.

Wenn die Umweltfaktoren stimmen, wachsen die Tiere glatt und ohne Höckerbildung. Eine ganzjährige Freilandhaltung mit natürlichem Sonnenlicht und entsprechender Feuchtigkeit, sowie Artgerechtes Futter sind hier das A und O und niemals durch künstliche Parameter substituierbar.

Arttypisch für Testudo hermanni ist der zumeist hochgewölbte, glatte Carapax. Der höchste Punkt liegt hier normalerweise etwa mittig und fällt zum Kopf hin flacher ab, als nach hinten.